Erster Erfahrungsbericht

Auto spornt zum ökologischen Fahrstil an

Thomas Ulherr pendelt aus dem Landkreis Waldshut zum ABB Standort Schaffhausen. Im Rahmen des Interreg-Projektes „Klimafreundlich Pendeln“ nutzt er dafür ein Elektroauto und zieht im Interview seine persönliche Bilanz nach rund zwei Monaten Fahrbetrieb.

Projektteilnehmer Thomas Ulherr in seinem Fahrzeug
Projektteilnehmer Thomas Ulherr (rechts) hinter dem Steuer. © ABB

Herr Ulherr, was war für Sie ausschlaggebend beim Pilotprojekt “Klimafreundlich Pendeln“ mitzumachen?

Zum einen der Zeitpunkt: Der Kauf eines Zweitwagens für meine Familie wäre angestanden. Zum anderen die Kostenvergünstigung: Die Kosten für Elektroautos auf dem Markt sind immer noch sehr hoch. Durch die Kostenvergünstigung im Projekt wird Elektromobilität erschwinglicher. Ausserdem war für mich positiv, dass sich die Projektlaufzeit auf ein Jahr beschränkt. So kann ich als Projektteilnehmer die Elektromobilität kennenlernen und in allen vier Jahreszeiten ausprobieren, ohne gleich ein teures Elektroauto beschaffen zu müssen.

Hat sich Ihre Einstellung zu Elektromobilität durch die Projektteilnahme verändert?

Ja, zum Positiven. Ich glaube Elektromobilität hat Zukunft. Der Durchbruch kommt wohl, sobald die Fahrzeuge erschwinglicher sind, sich die Reichweite verbessert und eine gute Ladeinfrastruktur besteht.

Was ist aus Ihrer Sicht der wichtigste Vorteil beim Pendeln mit einem Elektroauto?

Mir entstehen derzeit keine Kosten an der Tankstelle, da ich am Arbeitsort kostenfrei laden kann. Auch der Umweltgedanke ist mir wichtig: Mit dem Elektroauto komme ich zur Arbeit, ohne auch nur ein Gramm CO2 in die Atmosphäre auszustossen. Ein Vorteil beim BMW i3 ist zudem, dass er sich vorklimatisieren lässt: Terminiere ich meine Abfahrt auf eine bestimmte Uhrzeit, kühlt oder heizt das Auto auf die optimale Temperatur, bevor ich einsteige. So spare ich Batterie und steigere meinen Komfort.

… und was der grösste Nachteil?

So wie ich mein Fahrzeug nutze, habe ich keine Nachteile mit dem Elektroauto. Die Reichweite genügt problemlos für meinen Arbeitsweg und für kürzere Fahrten in und um meinen Wohnort.

Was war im Vorfeld Ihre grösste Sorge?

Bedenken hatte ich bei der Alltagstauglichkeit. Ob die täglich nötigen Abläufe problemlos durchzuführen wären. Allerdings haben sich diese Bedenken als unbegründet herausgestellt.

Inwiefern unterscheidet sich das Fahrgefühl in einem Elektroauto von jenem in einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor?

Der grösste Unterschied ist wohl der Bremseffekt, der durch die Energierückgewinnung entsteht. Sobald man in einem Elektroauto den Fuss vom Gaspedal nimmt, setzt die Energierückgewinnung ein – was sich für den Lenker anfühlt, als würde das Fahrzeug automatisch bremsen. Mit dem Elektroauto kann ich nun zur Arbeit fahren und drücke das Bremspedal im besten Fall nur wenige Male. Das bedeutet, ich benutze die Energie optimal und vernichte dank der Energierückgewinnung sehr wenig Energie durch das echte Bremsen.

In dieser Hinsicht ist die mit dem Fahrzeug verbundene App spannend, mit der man die Effizienz seiner letzten Fahrt auswerten kann. So spornt das Fahrzeug zu einem ökologischen Fahrstil an. Zusätzlich benutze ich oft den „Eco Pro-Modus“ und optimiere so meinen Verbrauch weiter. Ab und zu stelle ich die energiesparende Fahrtweise aber auch in den Hintergrund und freue mich über die schnelle Beschleunigung, die ebenfalls typisch ist für ein Elektroauto. Insgesamt ist man sehr „spritzig und agil“ unterwegs. Ein anderer wichtiger Unterschied zwischen Elektroauto und Fahrzeug mit Verbrennungsmotor ist die Geräuschlosigkeit des Autos bei niedriger Geschwindigkeit. Besonders auf Parkplätzen und verkehrsberuhigten Strassen muss ich als Elektroautofahrer für andere mitdenken, weil ich weiss, dass Fussgänger oder Fahrradfahrer das Auto kaum hören.

Welche Erfahrungen haben Sie mit der Ladeinfrastruktur gemacht?

Ich lade mein Elektroauto mit einer herkömmlichen Steckdose am Arbeitsplatz oder bei Bedarf an der DC-Schnellladestation. Das ist ideal, denn ich kann so genug Energie laden, um am Abend nach Hause zu fahren und am nächsten Tag wieder zur Arbeit zu kommen. Zu Hause nutze ich die herkömmliche 230V Steckdose in der Garage. Diese habe ich allerdings bis anhin nur selten benötigt. Erfahrungen mit öffentlicher Ladeinfrastruktur habe ich bisher keine.

Ging Ihnen schon mal der Strom aus?

Nein, zum Glück noch nie. Da berücksichtige ich vor Fahrtantritt schon die angezeigte Reichweite.

Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern, damit mehr Pendler ein Elektrofahrzeug nutzen?

Mein Elektroauto ist oft im Gespräch – bei den Arbeitskollegen, aber auch im privaten Umfeld. Was immer wieder genannt wird, sind die hohen Kosten von Elektromobilität, die eine Barriere darstellen und die derzeitige Reichweite.

Wie wichtig ist die Unterstützung Ihres Arbeitgebers, z.B. in Bezug auf Lademöglichkeiten am Arbeitsort?

Die finanzielle Unterstützung und die Lademöglichkeit am Arbeitsort waren für mich ausschlaggebend, bei dem Projekt mitzumachen und die Elektromobilität auszuprobieren.

Worauf sind Sie bei den Projektergebnissen besonders gespannt?

Auf die Variation des Energieverbrauchs durch die saisonalen Temperaturunterschiede. Ich bin nun gespannt, wie sich das Elektroauto im Winter bewährt. Vor allem das Fahrverhalten auf Schnee und die Reichweite bei Minusgraden werden spannend.

Wie reagiert ihr Umfeld? Wollen jetzt alle das Elektroauto probefahren?

Meine Frau hat das Auto schon gefahren und auch mehrere Freunde. Die Fahrer sind dann beim geräuschlosen Anfahren immer überrascht, da sie das ja vom eigenen PKW anders gewohnt sind. Und so dauert die Probefahrt dann meistens doch länger als zuerst gedacht.

Was würden Sie an Ihrem Elektroauto ändern, wenn Sie einen Wunsch dafür frei hätten?

Eine höhere Reichweite oder eine „kontaktlose Lademöglichkeit“. Obwohl für mich das anschliessen des Ladekabels schon zur Routine geworden ist, vergleichbar mit dem Anlegen des Sicherheitsgurtes.

Was machen Sie mit Ihrem privaten PKW mit Verbrennungsmotor?

Mein Benziner ist jetzt das Familienauto. Leider ist das Elektroauto kein hundertprozentiger Ersatz für ein Auto mit Verbrennungsmotor. Das zeigt sich vor allem, wenn wir über lange Strecken fahren wollen – zum Beispiel in den Ferien. Das Elektroauto ist allerdings bestens für Pendelfahrten geeignet.

Herr Ulherr, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin eine gute Fahrt!

 

Das Gespräch mit Thomas Ulherr wurde am 17.August 2016 von Gioia Lenggenhager in Schaffhausen geführt.

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