Ein Projektteilnehmer übernimmt das Elektrofahrzeug

«Zu wenig Reichweite? Das ist oft Kopfsache»

Peter Müller hat als Teilnehmer im Pilotprojekt „Klimafreundlich Pendeln“ in einem Jahr fast 50‘000 Kilometer mit seinem Elektroauto zurückgelegt. Nun ist er der einzige von vier Teilnehmern, der sein Auto behalten wird. Im Interview erklärt er, warum er von Elektromobilität überzeugt ist.

Elektroauto in urbanem Grün

Peter Müller*, Sie pendeln von Ihrem Wohnort jeden Tag 115 Kilometer an Ihren Arbeitsort in Lenzburg. Ihr Projektauto ist von der älteren Generation und fährt kaum weiter als 130 Kilometer ohne Zwischenlandung. Ist Ihnen unterwegs schon mal die Batterie ausgegangen?

Ja tatsächlich, aber nicht auf dem Arbeitsweg. Ich war nördlich von Freiburg unterwegs und habe keine funktionstüchtige Schnellladestation gefunden. Schliesslich musste ich den Wagen über Nacht in einer Autogarage eingesteckt lassen und konnte erst am nächsten Tag weiterfahren.

Das passiert einem Abenteurer wie Ihnen. Aber so wie ich Sie kenne, haben Sie einfach das Beste aus der Situation gemacht. Ist Elektromobilität für einen Langstreckenfahrer wie Sie überhaupt alltagstauglich?

Absolut. Reichweite ist oft Kopfsache. Viele Menschen kommen ins Schwitzen, wenn ihr Auto mit Verbrennungsmotor auf dem Reservetank läuft. Wenn ich mit dem Elektroauto zu Hause ankomme und ich nur noch Energie für einen Kilometer in der Batterie habe, dann denke ich: «Na also, hat ja gereicht! Und morgen wird es auch wieder reichen.» Und nicht: «Meine Güte, das war knapp, mache ich nie wieder.»

Ich sag ja: «Abenteurer». Warum haben Sie sich am Ende der Leasingdauer dafür entschieden, das Fahrzeug weiterhin zu behalten?

Nach dem Verkauf meines alten Autos und der Installation unserer Solaranlage auf der Garage war klar: Wir möchten bei Elektromobilität bleiben. Es ist ein gutes Gefühl, etwas für die Umwelt zu tun. Und die Kosten halten sich in meinem Fall etwa die Waage.

Müssen Sie auf dem Arbeitsweg anhalten und Zwischenladen?

Nur im Winter und nur auf der Anreise. Das Streckenprofil ist so beschaffen, dass die Rückreise weniger Energie braucht, darum komme ich auf dem Nachhauseweg ohne Zwischenladung durch. Mein Fahrstil ist aber ruhig und ausgeglichen – ich fahre möglichst ökologisch und benutze Klimaanlage und Heizung eher zurückhaltend. Etwas schade ist, dass ich das Auto am Abend nach der Heimfahrt kaum mehr benutzen kann, weil die Batterie fast leer ist. Für diesen Fall haben wir ein Zweitauto mit Verbrennungsmotor. Mit diesem fahren wir auch längere Strecken zum Beispiel an Wochenenden.

Wenn Sie einen Wunsch für Ihr Elektroauto frei hätten, was würden Sie ändern?

Natürlich wäre eine grössere Reichweite sehr nützlich. Wobei das Auto – genauso wie es ist – für mich durchaus alltagstauglich ist. Ausserdem denke ich, sobald die Anschaffungskosten für elektrische Fahrzeuge sinken, werden die Autos attraktiver. Ich spüre viel Interesse an dem Thema – so werde ich zum Beispiel oft auf das Elektroauto angesprochen. Was man auch nicht vergessen darf, ist dass es mehr kostengünstige, öffentliche Schnelladestationen braucht.

 

Das Gespräch wurde am 6. Juni von Gioia da Silva geführt.

*Name geändert

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Klimafreundlich Pendeln am Hochrhein wird gefördert von:
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