Pendelfahrten und Dienstreisen von Kollegen im gleichen Firmenwagen: Wie funktioniert das?

ABB Schweiz führt an verschiedenen Standorten elektrische Pool-Autos, die Mitarbeitende für Dienstfahrten ausleihen können. Diese Pool-Autos sind je nach Jahreszeit und Standort unterschiedlich gut ausgelastet. Mit dem Ziel eine konstant hohe Auslastung zu erreichen und damit die Kosten je Kilometer zu senken, wurde im Rahmen von «Klimafreundlich Pendeln» die duale Nutzung erprobt. Dabei war das Fahrzeug für die täglichen Heimfahrten eines Hochrheinpendlers reserviert, stand allerdings untertags anderen ABB-Mitarbeitenden für Dienstfahrten zur Verfügung. Der Pendler musste für das Vorrecht, das Pool-Auto für seine Heimfahrten benutzen zu können, einen finanziellen Beitrag zum Leasing leisten. Die Autobatterie konnte dafür am Arbeitsort an einer Steckdose oder an einer Schnellladestation gratis aufgeladen werden. Da der Pendler für private Zwecke bzw. den Arbeitsweg über die Grenze fuhr, musste das Fahrzeug nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland einfuhrverzollt werden.

Einschränkungen für beide Parteien

Während der Projektlaufzeit wurde die Vermutung bestätigt, dass eine duale Nutzung Konfliktpotential mit sich bringt. So wurde die Autobatterie von dienstfahrenden Mitarbeitenden zum Teil trotz aufgelegten Informationen nicht zwischengeladen, sodass der Projektteilnehmer vor der Heimfahrt zuerst an die Schnellladesäule fahren musste – was die Heimfahrt der dreiköpfigen Fahrgemeinschaft im Auto verzögerte. Einmal wurde das Auto von einem Kollegen fälschlicherweise reserviert, wodurch sich der Projektteilnehmer eine Heimfahrt mit einem Teamkollegen organisieren musste.

Obwohl die technische Machbarkeit der dualen Nutzung durch das Projekt bestätigt wurde und sich die unerfreulichen Zwischenfälle während des einjährigen Fahrbetriebs an einer Hand abzählen liessen, waren der Komfort und die Flexibilität des Projektteilnehmers eingeschränkt. Erschwerend kam hinzu, dass der Projektteilnehmer im Schichtbetrieb arbeitete – wodurch sich das Nutzungsfenster für Dienstfahrten von anderen Mitarbeitenden stark einschränkte. Mitarbeitende, die eine Dienstfahrt im Projektauto buchen wollten, beschwerten sich daher teilweise über die eingeschränkten Nutzungszeiten des Fahrzeugs.

Neue Ideen für eine duale Nutzung

Das Konzept der dualen Nutzung wäre zwar fortschrittlich und ökologisch sinnvoll, in der Praxis und mit den gegebenen Rahmenbedingungen stellte es sich allerdings als konfliktgeladen heraus. De facto wurde das Fahrzeug merklich weniger für Dienstfahrten genutzt als vor dem Projektbeginn.

Andere Lösungen für die duale Nutzung – zum Beispiel die Zurverfügungstellung des Autos während Wochenenden und Feiertagen – wären allerdings denkbar. Eine weitere Idee, wie man die duale Nutzung reibungsloser gestalten könnte, ist die Zurverfügungstellung von mehreren Pool-Autos für denselben Pendler/für die gleiche Fahrgemeinschaft. Erhöht man den Fahrzeugpool, hat der Pendler mehrere Autos zur Heimfahrt zur Auswahl, wodurch sich das Konfliktpotential entschärfen würde. Bei der grenzüberschreitenden Nutzung müssten dann jedoch alle Fahrzeuge im Pool in beiden Ländern importverzollt werden.

Schnelladesäule unabdingbar

Während des Fahrbetriebs wurde ausserdem deutlich, dass eine Schnellladesäule unabdingbar ist, wenn eine duale Nutzung eines Elektrofahrzeuges angestrebt wird. Wird die Autobatterie an einer Schnellladesäule in ca. 15 bis 20 Minuten bis zu 80% aufgeladen, braucht eine herkömmliche Steckdose dafür typischerweise sechs bis acht Stunden. Steht also keine moderne Ladeinfrastruktur zur Verfügung, ist die duale Nutzung undenkbar. Interessant sind vor allem Schnellladesäulen, die zur gleichen Zeit mehrere Park-/Ladeplätze bedienen können, um eine Warteschlange bzw. ein Umparken vor der Ladestation zu vermeiden.

Intelligentes Reservierungssystem

Was die duale Nutzung zusätzlich noch einfacher machen würde, wäre ein Reservierungssystem, das automatisch die Nutzungsfenster des Fahrzeuges berechnen könnte. Eine intelligente Software würde darin automatisch erkennen, wie viel Batterie das Auto noch hat, wenn der Dienstreisende es zum Stammplatz zurückstellt und wie lange es braucht, bis die Batterie genügend geladen ist, damit die nächste Fahrt angetreten werden kann.

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Klimafreundlich Pendeln am Hochrhein wird gefördert von:
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